Schulordnung der Wing Tsjun Schulen
Eine chinesische Wing Tsjun Schule ist kein Fitness-Studio, kein Sauna- oder Fußballclub. Wir haben unsere eigenen und zum Teil ungewöhnlichen, aber in Jahrhunderten gewachsenen Schul- oder Spielregeln. Wer bei uns mitspielen will, muss diese Regeln kennen und sich danach richten, auch wenn sie ihm anfangs nicht alle verständlich sind.
1. Die Wing Tsjun International (WTI)
a) In WTI Schulen wird authentisches Wing Tsjun nach den Richtlinien der Boehlig Defense Systems (BDS)) und der Wing Tsjun International (WTI) unterrichtet.
b) Das Mitglied passt sich an die Gepflogenheiten und Richtlinien der WTI-Schule an und vermittelt diese an neue Mitglieder weiter.
c) Jedes WTI-Mitglied erhält einen offiziellen WTI-Pass, welcher bei jeder Prüfung und jedem externen Lehrgang in anderen WTI-Schulen vorzulegen ist. Einzig der Teil „Unterschrift des Mitglieds“ ist vom Mitglied auszufüllen, jede weitere Eintragung obliegt der WTI. Die Fälschung des WTI-Passes oder anderer offizieller Schriftstücke, sowie eigenmächtige Eintragungen können mit der sofortigen Entlassung aus der WTI geahndet werden.
d) Die WTI akzeptiert nur Schüler, die sich nie einer Vorstrafe schuldig gemacht haben. Deshalb sollten nur Neuinteressenten mit zum Unterricht gebracht werden, die nicht als notorische Schläger bekannt sind. An solchen Schülern besteht kein Interesse.
e) Im Wing-Tsjun-Unterricht wird darauf hingewiesen, dass gefährliche WT-Techniken nur in Notwehrsituationen eingesetzt werden dürfen. Sollte dem örtlichen Schulleiter auffallen, dass ein WTI-Schüler sein Können missbraucht um anderen mutwillig Schaden zuzufügen, so ist dies ein Grund zur sofortigen Entlassung des Schülers aus dem WTI-Ausbildungsverhältnis.
2. Beiträge
a) Der Schüler erlernt gegen monatliche Gebühr chinesisches Wing Tsjun. Um Problemen vorzubeugen ist darauf zu achten, dass der monatliche Beitrag pünktlich und gänzlich abgebucht werden kann und der jährliche Beitrag an die WTI für den Versicherungsschutz nach Rechnungszustellung umgehend überwiesen wird.
3. Kleidung
a) Während jedes Unterrichtes ist die vorgeschriebene WTI-Kleidung bestehend aus WTI-T-Shirt / -Achselshirt / -Pullover oder –Sweatshirt, sowie WTI-Hosen zu tragen, WTI-Schutzausrüstung wie Faust-, Schienbein- oder Ellebogenschützer sollten aus Sicherheitsgründen getragen werden und können ebenfalls über die WTI bezogen werden.
4. Prüfungen
a) In der WTI existiert ein offizielles Prüfungsprogramm, bestehend aus 12 Schülergraden, sowie 12 Lehrergraden. Zur Prüfung bevollmächtigt für alle Schüler der WTI-Schulen sind nur die Leiter der WTI, sowie von der WTI geprüfte und explizit zertifizierte Lehrer.
b) Schüler werden ausschließlich geprüft, wenn sie in vollständiger WTI-Uniform und dem korrekten Graduierungsabzeichen zur Prüfung erscheinen. Der örtliche Schulleiter hat dafür zu sorgen, dass seine Schüler angemessen auf die Prüfung vorbereitet sind und sie über sämtliche Gepflogenheiten während einer Prüfung in Kenntnis zu setzen (Preise, Ansprache des Prüfers, Urkundenentgegennahme, Verneigung beim Betreten und Verlassen des Kwoons etc.)
5. Hygiene
a) Gerade beim WT-Training kommt man dem Partner sehr nah. Es ist darauf zu achten, dass der Körper und die WT-Bekleidung sauber sind. Körper- und Mundgeruch sind zu entfernen und es wird darum gebeten, Warzen o.ä. an Händen und Armen zu entfernen oder mit einem Pflaster zu bedecken. Sollte man an einer ansteckenden Krankheit leiden, ist es angeraten aus Rücksichtnahme den anderen gegenüber, für diese Zeit dem Unterricht fern zu bleiben.
6. Tradition
a) Beim Betreten und Verlassen des Kwoons (Trainingsraum) verneigen die Schüler sich vor den Bildern Yip Mans, Leung Tings, Allan Fongs, Thommy Luke Böhligs und des jeweiligen Si-Fu. Dies ist keine religiöse Handlung, sondern eine asiatische Tradition, durch die Anerkennung und Dankbarkeit gegenüber dem Si-Tai Gung, Si-Jo, Si-Gung, Si-Suk-Gung und Si-Fu ausgedrückt wird. Ebenso sind sowohl innerhalb, wie auch außerhalb des Unterrichts diese Anreden zu verwenden.
b) Es ist zu vermeiden, eine körpersprachlich missverständliche Unterrichtshaltung einzunehmen (vor der Brust verkreuzte Arme, in die Hüften gestemmte Hände). Dieses gilt in China als Herausforderung zum Kampf und sollte daher unterlassen werden.
Nach der Korrektur durch einen Ausbilder ist sich durch eine kleine Verbeugung zu bedanken.
Der Ausbilder sollte nicht wie ein Kellner zu sich gerufen werden sondern in geregelter Lautstärke angesprochen werden.
Es sollte unterlassen werden, den Ausbilder ohne Einwilligung anzufassen (z.B. kumpelhaftes Auflegen des Armes auf die Schulter o.ä.).
c) Der WT-Schüler sollte sich freundlich und hilfsbereit zeigen und jüngere Mitschüler unterstützen. Nachdem er eine Technik erklärt bekommen hat, sollte er sie zunächst einmal ohne direkte Fragen üben. Erst danach sollte er sich ggf. an den Ausbilder wenden.
Das Schwärmen von stilfremden „unüberwindbaren“ Techniken sollte unterlassen werden. Der Ausbilder könnte sich u.U. veranlasst fühlen, dem Schüler physisch zu beweisen, dass es keine unüberwindbaren Techniken gibt.
7. Gäste
a) Beim Mitbringen von Gästen ist der Mitbringende für sie verantwortlich. Gäste sollten dem Ausbilder persönlich vorgestellt und vor dem Unterricht auf die wichtigsten Traditionen hingewiesen werden.
b) Der Ausbilder und die meisten Schüler halten WT für das optimale Selbstverteidigungssystem. Das ist ihr gutes Recht. Andere Stile mögen ihre Methode für das Beste halten. Jeder hat ein Recht auf seine eigene Meinung, daher sollte der WT-Schüler nicht die Gefühle der Anhänger anderer Kampfkünste verletzen und nicht deren Lehrer in der Öffentlichkeit kritisieren. Die WTI möchte mit den anderen Kampfkünsten kollegial und in Frieden leben, denn in der Öffentlichkeit sollten alle Stile als eine große Familie auftreten. Daher sollte der Schüler nie dem Ansehen des WT schaden und sich so verhalten, dass seine Schule sich nie für ihn schämen muss.